Interkultureller DiskursZurück

Mehr interkulturelle Verantwortung - jetzt!

In einem Statement (.pdf/0,035MB) forderte die Kulturpolitische Gesellschaft 2012: "Mehr interkulturelle Verantwortung – jetzt! Kulturpolitische Gesellschaft fordert eine interkulturelle Agenda".

In der Bundesrepublik Deutschland leben rund 15 Mio. Menschen, deren kulturelle Wurzeln außerhalb unseres Landes liegen. Davon sind 8 Mio. Deutsche und 7 Mio. sogenannte »Passausländer«, die z.T. schon seit Jahrzehnten hier wohnen und arbeiten. Im letzten Jahr sind allein 1 Mio. Menschen nach Deutschland eingewandert. Zuwanderung ist damit zum Normalfall, die multikulturelle Gesellschaft zur Regel geworden. In absehbarer Zeit werden die Migrant*innen und ihre Nachkommen in den westdeutschen Großstädten die Mehrheit der Bevölkerung bilden. Im deutschen Kulturbetrieb spiegelt sich diese interkulturelle Realität bislang jedoch immer noch nicht hinreichend wider.

Die Kulturpolitische Gesellschaft hat daher allen Anlass, für eine interkulturelle Agenda einzutreten, die folgende Elemente umfasst: 
Es ist Aufgabe einer demokratischen und zukunftsorientierten Kulturpolitik, die mit der Zuwanderung verbundenen kulturellen Chancen und Potenziale aktiv aufzugreifen. Das Recht auf kulturelle Teilhabe verpflichtet Staat und Kommunen, kulturelle Diversität und Integration gleichermaßen zu fördern. Vor dem Hintergrund der Migrationsrealität muss neu reflektiert werden, wie unser (gemeinsames) kulturelles Erbe definiert und vermittelt werden soll. Interkulturelle Kulturpolitik ist eine dauerhafte Herausforderung für moderne Einwanderungsgesellschaften und ihre kulturellen Institutionen. Migrant*innen sind nicht nur als Rezipient*innen, sondern vor allem auch als Produzent*innen und Akteure in der Kulturarbeit und der Kulturpolitik stärker zu beteiligen. Ihnen sollte in kulturpolitischen Verbänden sowie in den Programmgremien und Förderkommissionen des öffentlichen Kunst- und Kulturbetriebs Verantwortung übertragen werden. Interkulturalität ist bei der Besetzung von Stellen und Gremien ein unverzichtbares Kriterium. 

Interkulturelle Kulturpolitik kostet Geld, das Kommunen, Länder und Bund gerade auch in finanziell angespannten Zeiten aufbringen müssen. Nur so lässt sich das Bürgerrecht Kultur für alle gewährleisten. Eine Integrationspolitik, die die verbindende Kraft von Kunst und Kultur außer Acht lässt, kommt unsere Gesellschaft am Ende teurer zu stehen als eine kluge interkulturelle Kulturarbeit an Finanzmitteln erfordert. 
Die Zukunft der Kulturpolitik ist interkulturell! 
 

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